Wer in Spanien lebt und einen Kredit beantragen möchte – sei es für eine Immobilie, ein Auto oder zur freien Verwendung – steht vor ganz anderen Herausforderungen als in Deutschland. In diesem Beitrag erklären wir, welche Faktoren über die Kreditvergabe in Spanien entscheiden und was du als deutscher Staatsbürger oder Resident unbedingt wissen solltest. Dabei liefern wir dir verlässliche Daten und konkrete finance-Tipps, die dir helfen können, deine Chancen zu verbessern.
1. Schufa? In Spanien heißt sie ASNEF und CIRBE
In Spanien gibt es kein Äquivalent zur deutschen Schufa, aber es existieren ähnliche Systeme. Zwei der wichtigsten sind ASNEF (ein privates Schuldenregister) und CIRBE (geführt von der Banco de España). Wer bei ASNEF gelistet ist – z. B. wegen unbezahlter Rechnungen oder Mahnungen – hat es schwer, überhaupt einen Kredit zu bekommen. CIRBE wiederum dokumentiert bestehende Kredite und Verbindlichkeiten.
Im Jahr 2024 wurden laut Banco de España über 12 % aller Kreditanträge wegen negativer Einträge oder zu hoher Verschuldung abgelehnt.
2. Einkommen und Arbeitsverhältnis
Spanische Banken bevorzugen Antragsteller mit einem unbefristeten Arbeitsvertrag (contrato indefinido). Wer als Selbstständiger (autónomo) arbeitet oder über ein befristetes Arbeitsverhältnis verfügt, muss mit strengeren Anforderungen rechnen, zum Beispiel mit der Vorlage von Steuererklärungen der letzten Jahre.
Das erforderliche Mindesteinkommen liegt für Konsumentenkredite meist zwischen 1.000 € und 1.500 € monatlich. Bei Hypotheken darf die monatliche Rückzahlungsrate in der Regel 30 % des Nettoeinkommens nicht überschreiten.
3. Verschuldungsgrad (DTI)
Ein zentraler Begriff in der spanischen finance-Welt ist der sogenannte Debt-to-Income Ratio (DTI), also das Verhältnis von Schulden zu Einkommen. Die meisten Banken verlangen einen DTI von unter 35 %. Verdient man z. B. 2.000 € netto, sollten sämtliche monatliche Kreditverpflichtungen zusammen nicht über 700 € liegen.
4. Aufenthaltsstatus: NIE macht vieles einfacher
Wer in Spanien wohnt und eine NIE (Número de Identificación de Extranjero) besitzt, hat bessere Karten bei der Kreditvergabe. Für Nicht-Residenten gelten oft höhere Anforderungen, insbesondere bei Hypotheken: Sie müssen in der Regel eine höhere Eigenkapitalquote (30–40 %) mitbringen. 2023 entfielen laut offiziellen Daten nur 5,6 % aller Hypotheken auf Nicht-Residenten.
5. Zweck des Kredits und Sicherheiten
Ob es um eine Immobilie, ein Fahrzeug oder eine größere Anschaffung geht – der Zweck des Kredits beeinflusst die Bedingungen. Gesicherte Kredite (z. B. durch eine Immobilie) werden meist schneller bewilligt als ungesicherte Konsumentenkredite. Bei Beträgen über 10.000 € verlangen manche Banken zusätzliche Sicherheiten oder einen Bürgen.
6. Kundenbeziehung zur Bank
Wer bereits ein Konto bei einer spanischen Bank hat und regelmäßig Gehaltseingänge oder positive Kontobewegungen nachweist, kann bevorzugt behandelt werden. Auch wenn man aus Deutschland kommt, lohnt es sich, frühzeitig ein Konto bei einer lokalen Bank zu eröffnen und dort alle Zahlungen zu bündeln.
7. Alter und Laufzeit
In Spanien spielt auch das Alter des Antragstellers eine Rolle. Die meisten Banken fordern, dass der Kredit spätestens mit dem 75. Lebensjahr vollständig zurückgezahlt ist. Wer mit 60 Jahren einen Kredit aufnimmt, kann diesen oft nur auf 10–15 Jahre anlegen.
8. Persönlich vor Ort oder digital beantragen?
Obwohl viele Banken Online-Anträge ermöglichen, kann ein persönliches Gespräch – insbesondere als Deutscher mit spezifischer Situation – hilfreich sein. Du kannst deinen Fall direkt erklären, Unterlagen klären und Fragen stellen. In Spanien zählt der persönliche Kontakt bei Banken nach wie vor viel.
Fazit
Die Kreditvergabe in Spanien unterscheidet sich in vielen Punkten vom deutschen System. Wer die Kriterien kennt – von Bonität über Einkommen bis zur NIE – kann seine Chancen deutlich verbessern. Lass dich nicht entmutigen, wenn du am Anfang abgelehnt wirst. Ein guter Finanzberater kann dir helfen, Alternativen zu finden und dir die spanische Kreditwelt besser erklären.
Informiert zu sein bedeutet, vorbereitet zu sein – besonders beim Thema Finanzen in Spanien.
Diesen Artikel teilen: